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Osteopathie bei Kieferschmerzen – Was du wissen solltest

Die osteopathische Sicht 
Zähneknirschen und Pressen und wie Osteopathie hilft

In der Praxis bin ich täglich mit einer Vielfalt an Kieferbeschwerden konfrontiert. Dazu zählen u.a. Kieferverspannungen, Schmerzen im Kiefergelenk, Kieferknochen und Zähneknirschen.
Das Kiefergelenk, in der Medizin das Temporomandibulargelenk (kurz TMG) genannt, ist eines der komplexesten Gelenke im menschlichen Körper. Es verbindet den Unterkiefer mit dem Schädel und ermöglicht dort die essentiellen Bewegungen zum kauen und sprechen. Es drückt unsere Emotionen aus und ist an der Mimik des Menschen beteiligt.

Aktuell entscheiden sich viele Menschen dafür, Botox in die Kiefermuskulatur spritzen zu lassen, um Pressen und Knirschen zu stoppen. Botox gegen Zähneknirschen – hilft das wirklich?

Botox sorgt dafür, dass die Kiefermuskulatur nicht mehr anspannt. 
Doch genau diese Spannung ist oft ein Signal deines Körpers, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist.

Wenn du nur die Muskulatur „ausschaltest“, behandelst du nicht die Ursache, sondern nur das Symptom.


Denn: Pressen, Knirschen & Co. haben meist tieferliegende Ursachen – emotional, strukturell oder funktionell.

In der Osteopathie suchen wir genau nach diesen Zusammenhängen – im gesamten Körper. 
Um ein Verständnis für das komplexe Kiefergelenk zu schaffen, erkläre ich den Patienten gerne vereinfacht die anatomischen Hauptkomponenten.

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Anatomie des Kiefergelenks

Das Kiefergelenk verbindet den Unterkiefer (Mandibula) mit dem Schläfenbein (Os temporale) des Schädels. Es besteht aus mehreren Komponenten:

Gelenkpfanne: Eine Vertiefung im Schläfenbein, die den Kopf des Unterkiefers aufnimmt.

Gelenkkopf: Der Kopf des Unterkiefers, der in die Gelenkpfanne passt.

Discus articularis: Eine knorpelige Scheibe, die als Stoßdämpfer wirkt und die Bewegungen des Kiefers erleichtert.

Bänder und Muskeln: Diese stabilisieren das Gelenk und ermöglichen die Bewegung.

Kiefergelenk osteopathisch behandeln

Die häufigsten von Patienten in der osteopathischen Behandlung erwähnten Symptome bei Kieferbeschwerden

Symptome bei Kiefergelenk-Dysfunktionen

Knacken oder Knirschen:

Zunächst einmal gibt es viele Menschen, die ihren Kiefer knacken lassen können, dies muss nicht immer eine pathologische Dysfunktion darstellen. Geräusche entstehen aber auch oft durch eine Fehlstellung oder Abnutzung des Discus articularis. 
Das unbewusste Zähneknirschen oder -pressen, das auch häufig in Stresssituationen ausgelöst wird, nennt man BRUXISMUS.


Schmerzen:

Schmerzen im Kiefer können dauerhaft oder temporär durch die beanspruchten Muskeln entstehen. Da kommt es ganz drauf an, wie sehr diese belastet werden. Manche Menschen pressen oder knirschen nur ab und zu, manche schicken die Muskeln die ganze Nacht ins Fitness Studio und manche sogar tagsüber. Ebenso artikulär (also vom Gelenk selbst) können Schmerzen im Bereich des Kiefers ausgelöst werden. Auch hierbei ist die Dauer der Belastung entscheidend, wann ein Gewebe dem Druck nicht mehr standhalten kann und mit Schmerzen Alarm schlägt.


Kopfschmerzen bis hin zu Migräne (bzw. migräne-artige Kopfschmerzen) als Folge einer Kiefergelenksproblematik sind in der Praxis sehr häufig zu beobachten und nicht selten der erste Konsultationsgrund. 
Fast schon ein Klassiker ist der verspannte Nacken. Gerade Menschen, die viel am Schreibtisch sitzen, klagen über einen verspannten Nacken. Dies kann Resultat mangelnder Bewegung und einer fixierten Position über einen langen Zeitraum sein. Es kann aber auch daher kommen, dass über den Kiefer Probleme übertragen werden. Dies kann sich über die gesamte Wirbelsäule erstrecken.


Weiterhin sind die genannten Ohrgeräusche und Tinnitus mögliche Symptome, die häufig in nicht geringem Maße den Alltag des/der Betroffenen beeinflussen.


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Symptome, die im Zusammenhang mit Kiefergelenkbeschwerden stehen.

Mund:

  • Missempfindungen
  • eingeschränkte Beweglichkeit im Allgemeinen oder
  • Abweichungen beim Öffnen des Mundes

Kiefer:

  • Knirschen und/oder Pressen
  • Schmerzen in Kiefer und Gesicht
  • Gelenkknacken
  • Gelenksperren
  • Geräusche bei Bewegung des Kiefers

Zähne:

  • Verschiebung der Zähne
  • Rückgang des Zahnfleisches
  • Defekte an den Zahnhälsen
  • Temperatur- oder Berührungsempfindlichkeiten


Nacken und Schultern:

  • Schmerzen und Verspannungen
  • Unbeweglichkeiten/Bewegungseinschränkungen
  • Missempfindungen und Taubheit in den Armen und Fingern


Kopf:

  • Kopfschmerzen bis hin zu migräne-artigen Kopfschmerzen
  • Schmerzen, die aus dem Nacken in den Kopf ziehen
  • Probleme mit den Nasennebenhöhlen
  • Schnarchen
  • Schlafapnoe
  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen


Hals:

  • Schluckbeschwerden
  • Halsschmerzen
  • Heiserkeit und Veränderungen der Stimme
    das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben (Globussyndrom)


Ohr:

  • Ohrgeräusche
  • Schwindel
  • vermindertes Hören
  • Schmerzen im oder am Ohr


Augen:

  • Schmerzen der Augen oder hinter den Augen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Sehschwächen

Wenn es zu Problemen und Symptomen am und mit dem Kiefer/TMG kommt, spricht man von einer:

Craniomandibulären Dysfunktion.
Cranio – (Kopf) Mandibulären (Unterkiefer) Dysfunktion, kurz CMD.

Die Muskulatur des Kiefers steht in enger Verbindung mit der Muskulatur der Halswirbelsäule. Da aus den Bereichen der Halswirbelsäule viele Funktionen des Körpers mitgesteuert werden, können diese beiden Gegebenheiten dafür sorgen, dass auch weitreichender im ganzen Körper Dysfunktionen ausgelöst werden können.

  • Mögliche Beschwerden aufgrund einer Kiefergelenksproblematik im gesamten Körper
    Schmerzen in, an und um die Wirbelsäule
  • Becken- und ISG-Probleme
  • Steißbeinbeschwerden
  • Abdominale Symptome, also Beschwerden im Bauchraum wie zB. Verdauungsprobleme
  • Menstruationsbeschwerden
  • Probleme mit dem Zwerchfell

Mögliche Ursachen von Kiefergelenksproblematiken

Ein frühzeitiges Erkennen von Symptomen und eine angemessene Behandlung sind entscheidend, um langfristige Probleme zu vermeiden. Bei vielen Symptomen und Ursachen kann die Osteopathie gut diagnostizieren und behandeln. Zudem ist es von großer Bedeutung, Unterstützung durch die Physiotherapie zu erhalten.


Faktoren, die Kiefergelenksprobleme verursachen können:

  • Kieferfehlstellungen
  • Zahnfehlstellungen
  • Traumatische Verletzungen des Kiefers, des Gesichts oder der Halswirbelsäule
  • Entzündliche Erkrankungen/ Arthritis
  • Beckenfehlstellungen
  • Asymetrien der Schädelknochen
  • Endometriose
  • Skoliosen
  • Operationen und die Vernarbungen davon

Verarbeitung von Stress über den Kiefer

Stress kann sich auf verschiedene Weisen im Körper äußern und der Kiefer ist oft betroffen. Viele Menschen neigen dazu, in stressigen und angespannten Situationen oder Lebenslagen die Zähne zusammenzupressen oder zu knirschen. Diese unbewussten Verhaltensweisen können zu chronischen Schmerzen und Dysfunktionen führen.

Fragen, mit denen Du testen kannst, ob eine CMD-Problematik vorliegt

Sollte beim Lesen des Artikels der Verdacht aufgekommen sein, dass persönlich eine CMD-Problematik vorhanden ist, so kann man sich folgende Fragen stellen:

  • Knirsche oder presse ich?
  • Ist eine Abnutzung der Zähne sichtbar?
  • Entstehen Geräusche bei Bewegung des Kiefers?
  • Gibt es Probleme, den Mund zu öffnen?
  • Leide ich unter Kopfschmerzen oder Migräne?
  • Leide ich unter Verspannungen der Kau- und/oder Nackenmuskulatur?
  • Leide ich unter Ohrgeräuschen oder Schmerzen im Bereich der Ohren?
  • Leide ich an therapieresistenten Schmerzen im Bewegungsapparat?

Wenn eine dieser Fragen mit „Ja“ beantwortet werden kann, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass eine Craniomandibulären Dysfunktion vorliegt. Unterstützt würde die These, wenn diese Probleme morgens verstärkt auftreten.

Als Schnelltest für den Kiefer kann man zudem versuchen, die angebeugten und aufeinander gelegten Finger von Zeige-, Mittel- und Ringfinger zwischen die weit geöffneten Unter- und Oberkiefer zu bringen. Die Anleitung dazu findest du unten im Video.

Dies ist bei gesundem Gelenkspiel der TMG möglich. Sollte dies nicht möglich sein, wäre dies ein weiterer Hinweis auf eine Dsyfunktion.

Wer behandelt Kiefergelenkbeschwerden und wie werden sie behandelt?

Es ist wichtig, klar darzustellen, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen vom Zahnarzt beurteilt werden müssen. Eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen therapeutischen und ärztlichen Fachbereiche ist von hoher Bedeutung bei der ganzheitlichen Therapie einer CMD. In manchen Fällen muss auch eine Einbeziehung der Psychotherapie erfolgen.
Die Problematik einer CMD muss also stets ganzheitlich und transdisziplinär betrachtet werden.
So kann es zum Beispiel sein, dass die Versorgung mit einer Schiene der erste Schritt in der Therapie ist. Somit können die therapeutischen Bemühungen aus Physiotherapie und Osteopathie nachts nicht wieder eliminiert werden.
Wenn Knirschen und Pressen nicht nur temporär, sondern generalisiert auftreten, ist es meist unerlässlich, mit einer entsprechenden Schiene versorgt zu werden. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Schiene sowohl an die anatomischen Gegebenheiten wie auch an die auftretenden Symptomatik angepasst ist. Häufig brauchen zB. Patienten, die pressen, eine andere Art der Schienenversorgung als Patienten, die knirschen. Mischformen sind dabei natürlich auch möglich.
Eine weitere Möglichkeit ist es, Muskeln mit Hilfe von Botox zu entspannen. Auch das kann notwendig sein und muss vom Zahnarzt befundet werden.

Bei vielen Symptomen und Ursachen kann die Osteopathie Kiefergelenksbeschwerden gut diagnostizieren und behandeln. Zudem arbeiten wir eng mit Zahnärzten und Physiotherapeuten und anderen Fachgebieten zusammen. Buche dir gerne einen Termin und wir schauen uns deine Kieferbeschwerden an.

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Autor

Holger Peters

Osteopath

Vom Befund, zur Behandlung und in die Bewegung.

Wir berühren – wir bewegen.