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Osteopathie nach der Schwangerschaft

Ein Erfahrungsbericht aus Patientinnensichtund die fachliche Betrachtung durch eine Osteopathin und Mutter

Eine Geburt ist ein lebensveränderndes Ereignis. Sowohl emotional als auch körperlich ist die Geburt für die Frau eine tiefgreifende Erfahrung. In unserem Beitrag möchten wir verdeutlichen, wie Osteopathie nach der Schwangerschaft und Müttern nach dem Wochenbett helfen kann. 

Osteopathie nach der Schwangerschaft – ein Erfahrungsbericht

Meine erste Geburt liegt nun gut 10 Monate hinter mir. Rückblickend kann ich gut einordnen und fühlen, wie sich mein Körper verändert hat. 

Ich bin 34 Jahre und durfte eine unkomplizierte Erstlings-Schwangerschaft erleben. Während meiner Schwangerschaft konnte ich weiterhin Sport treiben. Regelmäßiges Yoga und Aqua-Gymnastik, gesunde Ernährung und möglichst wenig Stress haben für ein gutes Körpergefühl gesorgt. Emotional war ich in der Schwangerschaft sehr ausgeglichen und ging entsprechend positiv in die Entbindung.

Am 8.12. durfte ich eine ambulante Spontangeburt erleben und ohne größere Verletzungen nach 12 Stunden das Krankenhaus wieder verlassen. Dies soll kein Geburtsbericht werden, jedoch meine Ausgangslage beschreiben und deutlich machen, dass ich Osteopathie selbst in meinem komplikationslosen Fall als sinnvoll erachte.  

Meine Beschwerden nach der Geburt und wie mir Osteopathie als Mutter geholfen hat 

Die Geburt hat bei mir keine eindeutigen Schmerzen hinterlassen, aber dennoch für das ein oder andere Wehwehchen gesorgt, mit dem ich in den ersten Wochen nach der Geburt ein wenig zu kämpfen hatte. 

Meine Beschwerden nach der Geburt äußerten sich vor allem in Verspannungen im unteren Rücken und Becken. Ein paar Tage nach Stillstart kamen dann auch Blockaden im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule hinzu. 

Wohl eher unüblich war, dass ich Blitze sah. Dies sei nicht zu unterschätzen und sollte schnellstmöglich von einem Facharzt untersucht werden, riet mir meine Hebamme. Der Besuch des Augenarztes blieb (glücklicherweise) ohne Befund, aber leider auch ohne Lösung, die Blitze blieben.

Alles in allem fühlte sich mein Körper einige Wochen nach der Geburt durcheinander an. 

Bereits vor der Schwangerschaft ließ ich meinen Körper regelmäßig osteopathisch behandeln – primär um Blockaden zu lösen. Nun freute ich mich sehr auf die anstehende Routine-Untersuchung und versprach mir eine Verbesserung meiner Beschwerden.

Tatsächlich konnte die osteopathische Behandlung, Stauungen im Unterbauch lösen, die ein Druckgefühl verursachten. Sogar meine Augenblitze konnten durch craniosacrale Techniken deutlich verbessert werden.

Der Osteopath erklärte mir, dass auch die Organe erst wieder an Ihren gewohnten Platz finden müssten, nachdem sie doch einige Zeit ziemlich zur Seite gedrängt wurden. Dies unterstütze der Osteopath mit entspannenden Techniken in der Bauch- und Beckenregion. 

Meine Blockaden und Verspannungen wurden durch die manuelle Behandlung weitestgehend aufgelöst.

Und auch emotional tat diese kleine Pause sehr gut. Meinem Körper diese ganzheitliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, hatte ich dringend gebraucht. Der Stress der ersten Wochen waren erst einmal vergessen, mein Körper fühlte sich spürbar entspannter an und die körperliche Rückbildung konnte so aus meiner Sicht gefördert werden. Mein Körper wurde so ideal in seiner Selbstheilungskraft unterstützt.

Zusammenfassend konnte mir Osteopathie bei meinen Beschwerden durch Geburt, Stillen und Schlafmangel sehr gut helfen. 

Mein Appell: Osteopathie für Babys UND Mamas

Mittlerweile besuchen fast alle Eltern mit ihrem Säugling früher oder später einen Kinderosteopathen, nicht selten ohne konkreten Anlass. Der Fokus liegt auf dem Neugeborenen, der Körper der Mutter gerät in den Hintergrund. Die rein gynäkologische Routineuntersuchung greift meiner Meinung nach zu kurz.

Eine osteopathische Untersuchung der Mutter nach der Geburt sollte aus meiner Sicht individuell verordnet oder generell empfohlen werden.

Postnatale Osteopathie-Behandlung aus Sicht einer Osteopathin und Mutter

Wir haben gute Erfahrungen mit der osteopathischen Behandlung von verschiedenen Beschwerden nach der Schwangerschaft gemacht. Unsere osteopathische Behandlung ist vielseitig und kann auf verschiedenen Ebenen wirken.

Bei einer normalen Geburt ohne Komplikationen empfiehlt sich eine osteopathische Behandlung ca. 3-6 Wochen nach der Geburt. Bei der Mutter geht es beispielsweise darum die Folgen der Geburt, wie etwa Blockierungen in Becken und Wirbelsäule zu lösen. Auch Narbengewebe durch Schnitte, Risse, den Einsatz von Geburtszange oder Saugglocke, aber auch Inkontinenz oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr lassen sich gut behandeln.

So kann Osteopathie dabei helfen, den Organismus bei der Rückbildung der schwangerschaftsbedingten Veränderungen zu unterstützen und die Selbstheilungskräfte unterstützen.

Bei folgenden Beschwerden kann viszerale Osteopathie nach der Schwangerschaft hilfreich sein:

Beckenbodenverspannungen

Narbenbeschwerden

Verspannungen und Blockaden des Beckens (durch die Mutterbänder) und Lendenwirbelsäule

Stauungen (Bauch, Unterleib und Beine)

Viszerale Osteopathietechniken für das Lösen von Beckenbodenverspannungen

Der Beckenboden ist eine starke Muskelplatte, die wiederum aus insgesamt drei Muskelschichten besteht. Er schließt das Becken und somit unser Körperinneres von unten ab. Im Verlauf der Schwangerschaft wird der Druck auf dem Beckenboden immer größer, sodass dieser arg in Mittleidenschaft gezogen wird. Hier lohnt es sich im Anschluss einen Blick drauf zu werfen, um erhöhte Spannungen zu lösen und somit Beschwerden, die hier ihren Ursprung haben können, zu lindern oder gänzlich zu beseitigen.

Viszerale Osteopathie zur Kaiserschnitt- oder Dammriss-Narbenbehandlung

Nicht selten kommt es unter der Geburt zu Geburtsverletzungen im Sinne von Dammrissen (seltener Dammschnitte). Diese müssen öfters chirurgisch versorgt werden, sodass es anschließend zu Narbenbildungen kommt. Narben können einen Störfaktor im menschlichen Körper darstellen und so kommt es schonmal vor, dass es zu Verwachsungen und somit auch zu Schmerzen vor allem beim Geschlechtsverkehrt im Bereich der Narbe kommt.

Entspannung der Mutterbänder mithilfe von viszeraler Osteopathie

Die Mutterbänder halten die Gebärmutter an Ort und stellen und werden natürlich im Zuge der Schwangerschaft gedehnt und unter Spannung gebracht. Diesen Vorgang spüren tatsächlich einige Schwangere. Es kommt zu leichten bis mittelstarken ziehenden Schmerzen im Unterleib. Die Mutterbänder haben ihren Ursprung zum Teil am seitlichen Beckenkamm. Da es sich auch hier um (glatte) Muskulatur handelt, sind die sich dehnenden Mutterbänder durchaus in der Lage das knöcherne Becken zu beeinflussen, sodass es hier zu ISG-Blockaden und Schmerzen im unteren Rücken kommen kann.

Flüssigkeitsstauungen lösen mit viszeraler Osteopathie

Während der Schwangerschaft wird der Körper um ein Vielfaches mehr durchblutet und es kommt zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung. Diese vermehrte Flüssigkeitsansammlung rührt zum einen daher, dass sich mehr Blut im Körper einer Schwangeren befindet (die Blutgefäße werden elastischer und durchlässiger, sodass Wasser aus ihnen ins umliegende Gewebe tritt). Zum anderen aber drücken sowohl Kind als auch Gebärmutter zunehmend auf die großen Beckenvenen, sodass der Rückfluss beeinträchtigt wird und sich das Wasser entsprechend der Schwerkraft vor allem in den Beinen und Armen staut. 

Da sich überall im Körper Venen befinden, kommt es nicht selten aufgrund der Stauungsproblematik ebenfalls zu Beschwerden im unteren Rücken, da sich gerade in diesem Bereich ein komplexes Venen-und Abflusssystem befindet. Drückt also vermehrt Flüssigkeit, die nicht ungehindert abfließen kann in diesem Bereich auf die Lendenwirbelsäule, kann das Schmerzen verursachen.

Craniosacrale Osteopathie nach der Geburt ist sinnvoll bei folgenden Beschwerden:

Kiefergelenksprobleme (craniomandibulären Dysfunktionen – kurz CMD)

Verspannungen und Beschwerden im Bereich des Kreuz- und Steißbeines

Osteopathische Behandlung von cranio mandibulären Dysfunktionen (kurz CMD)

Ein neues Familienmitglied stellt einen gerade zu Beginn vor große Herausforderungen. Vor allem, wenn man Erstlingsmutter ist. Alles ist noch neu, manchmal fühlt man sich unsicher und vielleicht auch hilflos, wenn sich das eigene Kind nicht beruhigen lässt. Der Körper gerät unter Stress, an dem die Mutter dann zum Teil nachts ganz schön zu „knabbern“ hat. Nicht wenige von uns reagieren bei Stress mit Zähneknirschen und Pressen, vorzugsweise nachts, wenn das Bewusstsein gar nichts davon mitbekommt.  

Die Folgen von Kiefergelenkspressen und Zähneknirschen sind: 

  • Kieferschmerzen
  • Kieferknacken
  • Schmerzen beim Kauen
  • Kopfschmerzen
  • Schulter-Nacken-Verspannungen
  • Tinitus
  • Schwindel 
  • „Gerädert aufwachen“ da der Körper in der Ruhephase gearbeitet hat

Auch hier lohnt sich der Gang in eine osteopathische Praxis. Craniosacrale Behandlung kann bei diesen Beschwerden gezielt und sanft Abhilfe schaffen.

Lösen von Spannungen und Beschwerden im Bereich des Steißbeines mithilfe von Osteopathie 

Die Beckenbodenmuskulatur und die weiblichen Geschlechtsorgane sind über Bänder auch mit dem Steißbein verbunden. Diese teils kräftigen Strukturen sind durchaus in der Lage einen hohen Druck und Zug auf das Steißbein auszuüben, sodass es zu Schmerzen vor allem beim Sitzen kommen kann. Aber auch Kopfschmerzen sind keine Seltenheit, wenn das Steißbein unter vermehrter Spannung steh, da Steißbein und Kopf (Hinterhauptbein) über das Rückenmark miteinander verbunden sind. 

Emotionale Unterstützung der Mutter durch Osteopathie

Ist ein Kind geboren, so dreht sich im ersten Moment richtigerweise erst einmal alles um den kleinen Erdenmensch. Er braucht sehr viel Liebe, Zuwendung und Aufmerksamkeit, die er auch im Idealfall von den Eltern bekommt. Eine junge Mutter stellt ihre Bedürfnisse zunächst in den Hintergrund und merkt überhaupt nicht, wie die körperliche  und mentale Erschöpfung langsam ihren Tribut fordern. Der weibliche Körper hat nach der Schwangerschaft einen Marathon hinter sich gebracht und ein wahres Wunder bewirkt. Um die 40 Wochen hat er einen Menschen wachsen lassen und neues Leben auf die Welt gebracht – nun braucht er Erholung.

Die Osteopathie kann hier helfen, das Bewusstsein für den eigenen Körper wieder zurückzuerlangen, dem weiblichen Körper die verdiente Aufmerksamkeit zu schenken und die eigenen Bedürfnisse wieder in den Fokus zu rücken.

 

Sie befinden sich aktuell in der Schwangerschaft und haben Beschwerden, bespielsweise Symphysenschmerzen? Dann lesen Sie auch unseren Beitrag zum Thema wie Osteopathie für schwangere Frauen und bei den acht häufigsten Schwangerschaftsbeschwerden nutzen kann.  

 

Jedes Kind braucht neben einer liebevollen und fürsorglichen Mutter auch eine Mutter, die sich in ihren Körper wohl und gesund fühlt.


Über die Autorin

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Leandra Farruggio

Osteopathin, Heilpraktikerin, Physiotherapeutin

Expertise: Osteopathischer Zugang über die Faszientherapie, Herstellen muskulärer Balance, Kiefergelenktherapie

 


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